Die Kleingartenanlage Vogelsang 2 feierte im Jahr 2018 seinen Hundertsten Geburtstag. Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs durch die fortschreitende Industrialisierung und Urbanisierung die Sehnsucht nach einem Garten. Gerade in Hungerzeiten und während des Krieges war ein Garten eine Bereicherung der Lebensmittelversorgung sowie ein Ort für Sport und Spiel der Arbeiterkinder und Jugendlichen.
Der Initiator war der Statthalter von Schleswig-Holstein, Landgraf Carl von Hessen. Er milderte das Leid der Armen durch die Vergabe von Pachtland für den Anbau von Nahrungsmitteln.
Zu den Wurzeln zählen:
○ Schrebergartenbewegung
○ Naturheilbewegung
○ Berliner Laubenkolonisten
○ Arbeitergärten des Roten Kreuzes
○ Gärten von Fabriken und Institutionen
Unsere Kleingartenanlage lag einst im Grenzgebiet. Durch die Errichtung der Mauer verloren leider damals auch viele Neuköllner Gartenfreunde ihre grünen bewirtschafteten Grundstücke. Wer zu Mauerzeiten eine verlassene Parzelle im Grenzgebiet pachten durfte, kam jedoch ohne weiteres nicht hinein. Gab es ein Treffen mit Freunden, brauchten auch diese, wie der Gartenfreund selbst, einen Passierschein. Denn hier stand sie, "die Mauer".
Viele Namen wurden der Grenze gegeben,
zum Beispiel:
Sie war mehr als eine Steinmauer oder ein Betonklotz aus ein paar aneinander gereihten hohen Steinplatten. Die "Innerdeutsche Grenze" war ein gefährliches Sperrgebiet mit Minenfeldern und Selbstschussanlagen.
Zwischen den Mauern und Grenzzäunen gab es die Zone der Bewachung, die zur Verhinderung von Grenzannähern und Republikflüchtigen diente.
Die Mutigen - nach Freiheit strebend - riskierten durch tollkühne Aktionen ihr Leben. Um Grenzüberschreitungen aus der DDR zu stoppen, wurden viele mutige Menschen erschossen oder sie wurden wegen Republikflucht verurteilt und in Gefängnissen verwahrt.
Der damalige und umgangssprachliche "Todesstreifen", heute als Mauerwanderweg bekannt, ist dadurch immer noch mit Narben behaftet. So ist es fast ein Wunder, dass die Natur sich durchsetzen konnte, denn die damaligen "Grenztruppen" versprühten auf Sicherungsstreifen regelmäßig Herbezide sowie Pestizide. Innerhalb weniger Jahre nach der Wende, konnte sich die Ex-Grenze als eine grüne Flaniermeile entwickeln.
Anfänglich siedelte sich mühsam Kraut an, schließlich auch Pflanzen, die man für längst ausgestorben gehalten hatte und letztendlich, auch durch viele Pflanzaktionen, konnten die beiden Bezirke Neukölln und Treptow-Köpenick, Ortsteil Plänterwald, sich wieder zu einem grünen Band entwickeln, erblühen und zusammenwachsen. Obwohl man immer noch, nach so vielen Jahren des Mauerfalls, die Bezeichnungen "Ossis" und "Wessis" hört, macht es heutzutage keinen Unterschied mehr, denn unsere Gärtnerherzen schlugen immer und schlagen auch heute noch im gleichen Rhythmus.
Quelle der o.a. Fotos & Illustrationen: Gfrdn. Angela Stolle
Unser Chronik anlässlich des 100-jährigen Bestehens ist 120 Seiten stark und kann beim Vereinsvorsitzenden erworben werden.
Urheber/Quelle:
1) Seiten-Illustration "Chronik-Historik": Angela Stolle
2) Foto "Armengärten": Angela Stolle
3) Fotos 5x "Grenzstreifen": H.Nicolaus / Fotomontage: Angela Stolle
4) Fotos 2x "Sperrgebiet": Angela Stolle
5) Foto 1x "Gründungsjahr": Angela Stolle